KAB Diözesanverband Osnabrück
Katholische Arbeitnehmer-Bewegung

KAB Diözesanverband Osnabrück

„Calmeyer war ein echter Schindler!“ Mathias Middelberg referiert bei KAB-Senioren

Pressemitteilung

„Hans Calmeyer wollte ganz gezielt Menschen retten und ist dafür ein hohes Risiko eingegangen.“ So legte sich der Osnabrücker Bundestagsabgeordnete Mathias Middelberg in seinem Vortrag klar fest. Middelberg reagierte damit auch auf Bedenken einzelner Historiker, die jüngst wieder die Rettung Tausender Juden im Zweiten Weltkrieg durch den Osnabrücker Rechtsanwalt infrage gestellt hatten (s. NOZ vom 10.4.2018 „War Hans Calmeyer ein Schindler oder ein Schwindler?“). Die Senioren des Bezirksverbandes Osnabrück der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) wollten mehr erfahren über den „Rassereferenten“ in der deutschen Besatzungsverwaltung in den Niederlanden und hatten dazu Mathias Middelberg zu einem Vortrag eingeladen. Middelberg, selbst Anwalt, hatte seine Doktorarbeit über das Wirken Calmeyers geschrieben und später auch eine Biografie über ihn veröffentlicht.

Hans Calmeyer geriet schon frühzeitig mit den Nationalsozialisten in Konflikt, berichtete Middelberg. Die Nazis entzogen ihm die Anwaltszulassung, weil er Kommunisten verteidigt hatte und weil er eine jüdische Angestellte in seiner Kanzlei beschäftigte. Calmeyer habe sich danach angepasst verhalten in der Hitler-Diktatur, Mitglied der NSDAP sei er aber nie geworden. Als Mitarbeiter der deutschen Besatzungsverwaltung in den Niederlanden fiel ihm auch die Aufgabe zu, in Zweifelsfällen darüber zu entscheiden, ob jemand Jude sei oder nicht. Für die Betroffenen waren das Entscheidungen über Leben und Tod. „Calmeyer“, so Middelberg, „nutzte in diesen Entscheidungsverfahren alle Spielräume, um den Verfolgten zu helfen“. Er drehte die Beweisbelastung zu Gunsten der Antragsteller und ließ in Den Haag Beweismittel zu, die die Nazis in Deutschland nie akzeptiert haben. „So wurden durch erfundene Abstammungsgeschichten, falsche Geburtsurkunden oder gefälschte ärztliche Gutachten Hunderte Stammbäume förmlich umgebaut.“ Yad Vashem, das israelische Holocaust-Forschungszentrum, habe Calmeyer, bilanzierte Middelberg „nicht aus Versehen, sondern nach sorgfältiger Prüfung“ zum „Gerechten unter den Völkern“ erklärt.

In der Diskussion äußerten sich die KAB-Senioren allgemein zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte. Diese erwies sich nach dem Krieg lange Zeit als schwierig, da viele nichts gewusst haben wollten oder sich auch einfach nicht erinnern wollten.

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