Können wir das der Wirtschaft noch zumuten?
Monatsimpuls 8 | 2020 "Gegenwärtig" der KAB in Niedersachsen
Wir stehen vor vielen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen. Doch auf die vielen großen Fragestellungen gibt es auch sehr viele Ideen und Konzepte wie wir sie meistern können. Lieferkettengesetz, Co2 Reduktion, Energiewende, Agrarwende, Verkehrswende, Grundeinkommen, Wertschöpfungssteuer, Vier Tage Woche, etc., um nur ein paar der aktuell diskutierten Ideen/Visionen/Konzepte zu benennen.
Dem Entgegen stellen sich große Teile der Politik und der Wirtschaft mit ihrem Mantra: „Wir dürfen der Wirtschaft nicht noch mehr zumuten!“
Wer mutet wem was zu?
Gerade die Großkonzerne stellen ihre Interessen über das Wohl von Mensch und Natur. Im Mittelpunkt steht nur die kurzsichtige Gewinnmaximierung, die Folgeschäden dürfen von der Gesellschaft beglichen werden. Um ein paar Beispiele zu nennen:
Nestlé pumpt so viel Grundwasser ab, dass in einigen dieser Regionen sich die Trockenheit verschärft. Für den Tagebau von e-on, RWE und Co. wurden ganze Dörfer umgesiedelt, intakte Ökosysteme zerstört. Die schlechte Klimabilanz der Braunkohle verstärkt den Klimawandel. Deutsche Waffen sorgen im Ausland nicht unbedingt für Frieden. Kinder ernten für unsere Schokolade den Kakao. Menschen schuften unter erbärmlichen Bedingungen in der Schlachtindustrie hier zu Lande und in vielen anderen Bereichen wie in Textilfabriken oder in Kobaltminen auf der ganzen Welt. Autokonzerne manipulieren ihre Abgaswerte und nehmen in Kauf, dass noch mehr Menschen infolge von Stickoxiden und Feinstaub sterben.
Wir haben uns den „Gesetzen“ des neo-liberalen Marktes unterworfen, als ob es eine Naturgewalt wäre. Unser ganzes Leben richten wir nach dem Takt der Arbeit aus und alle Instrumente, welche die Macht der Wirtschaft einschränken, werden infrage gestellt.
Der Mensch und seine Umwelt müssen im Mittelpunkt stehen!
Die Katholische Soziallehre lehrt uns, dass die Wirtschaft dem Menschen dienen soll.
Wenn man diesen Gedanken verfolgt, müssen wir eine Wirtschaft, die uns an den Rande des ökologischen Abgrunds gebracht hat, infrage stellen.
Ein Lieferkettengesetz, eine höhere Co2-Steuer, das Recht auf Reparatur, eine ernstgemeinte Energie-, Verkehrs-, und Agrarwende und viele andere Ideen und Regularien sorgen dafür, dass die Unternehmen, die seit je her humanistische/christliche Grundwerte verfolgen und sich den Herausforderungen des Klimawandels stellen, gestärkt werden.
Wenn Innovation und Qualität die Kriterien für den Wettbewerb sind, haben mittelständische Unternehmen, aber vor allem unsere Umwelt eine Zukunft. Den aktuellen Verdrängungswettbewerb der Großkonzerne können diese Unternehmen nicht bestehen.
Daher braucht es Ihren/unseren Mut, einen Paradigmenwechsel umzusetzen. Geprägt von der Frage: „Was können wir der Natur noch zumuten?“
Im Gegensatz zur Wirtschaft ist der Klimawandel eine Naturgewalt, die wir nicht beherrschen und die zu erwartenden Folgekosten des Klimawandels stehen im keinem Verhältnis zu den Gewinnen der Konzerne und den Dividenden der Aktionäre. Es ist Zeit für einen Wandel!