Es zählt der Mensch und nicht Wirtschaft oder Profit - Bischof Bode würdigt den Einsatz von CAJ und KAB
Vor kurzem trafen sich in Hollage rund 100 ehemalige und aktive Mitglieder der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) und der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), unter dem Motto „Ketteler trifft Cardijn“. Die beiden Verbandsgründer sind sich zwar nie begegnet, doch sowohl die Gründer als auch die Verbände haben viele Gemeinsamkeiten. Es war die erste Veranstaltung, in der die Teilnehmer gemeinsam auf die unterschiedlichen Wurzeln ihrer Verbände geschaut haben, um in Zukunft noch stärker zusammenzuarbeiten. In einem gemeinsamen Abschlussgottesdienst würdigte Bischof Bode die Verbandsgründer und den Einsatz der beiden katholischen Arbeiternehmerverbände.
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem kleinen Theaterstück, bei dem sich Ketteler und Cardijn das erste Mal „begegneten“, um sich über ihren Lebensweg, ihre Verbände und die heutigen Aufgaben in Gesellschaft und Kirche auszutauschen. „Wenn man sich heute damit begnügt, die heilige Messe zu feiern und von der Kanzel herab zu predigen, wird man niemanden retten“, darauf wies Cardijn schon zu seiner Zeit hin. Darin liegt auch der Auftrag der Verbände. Sie erreichen die Menschen in ihrem Alltag, in den Familien, der Schule oder Ausbildung, bei der Arbeit oder bei der Stellensuche. Gemeinsam setzen sich die Mitglieder für ihre Rechte ein und unterstützen sich dabei gegenseitig. Verbände bilden somit eine Brücke zwischen Kirche und Gesellschaft.
Die Teilnehmer des Ketteler-Cardijn-Tages erwartete nach der Eröffnung ein abwechslungsreiches und generationsübergreifendes Programm. In verschiedenen Workshops konnten sie „Ketteler und Cardijn begegnen“. So wurden die Porträts von der beiden auf Leinwände gesprayt, es wurden Arbeiterlieder gesunden und in verschiedenen Vorträgen wurde die Geschichte der Verbände beleuchtet.
Auf die Aktualität der Themen von KAB und CAJ ging auch der Osnabrücker Bischof Dr. Franz-Josef Bode ein, der zum Abschluss der Veranstaltung gemeinsam mit den Teilnehmern und Gästen einen Gottesdienst feierte.
In seiner Predigt stellte er die Bedeutung beider Verbände und ihren Einsatz für die Arbeiterschaft in den Mittelpunkt. Er machte deutlich, dass sich Wirtschaft und Arbeitswelt verändert haben, dass der Mensch in den Hintergrund gerückt ist und zu sehr Gewinnmaximierung und Wirtschaftswachstum zählen. In so einer Zeit bedürfe es einer KAB und CAJ, die dem Vorbild von Christus folgten und sich für die Bewahrung der Schöpfung und Nächstenliebe starkmachten. „Glaube ist keine Privatsache, Glaube gehört ins Leben, in die Familien und auch in die Arbeitswelt“, so Bischof Bode.
Die Ursprünge der beiden Verbandsgründer, Bischof Freiherr Wilhelm Emanuell von Ketteler und Josef Kardinal Cardijn, könnten unterschiedlicher nicht sein. Ketteler wurde 1811 in Münster geboren und er schlug zunächst eine juristische Laufbahn ein, die er aus Glaubens- und Gewissensgründen abbrach und 1844 zum Priester geweiht wurde. Er engagierte sich für Arbeiter und Bauern, seine Triebfeder war die Soziale Frage. Daher scheute er sich auch nicht vor der Politik und gehörte wie Ludwig Windthorst zu den Gründern der katholischen Zentrumspartei. 1850 wurde er Bischof in Mainz und aufgrund seines Engagements nannten ihn viele „Arbeiterbischof“.
Josef Cardijn hingegen wurde 1882 geboren und wuchs in Belgien unter ärmlichen Verhältnissen auf. Trotz der Armut ermöglichten ihm seine Eltern das Theologiestudium. Trotz aller Widerstände setzte auch er sich für die Arbeiterschaft ein, vor allem für die jugendlichen Arbeiter. Auch zwei Weltkriege konnten Cardijn nicht von seinem Vorhaben abbringen und zu seinen Lebzeiten wuchs die CAJ zu einer internationalen Organisation heran. Mit dem Kardinalstitel wurde nicht nur Cardijn von Papst Paul VI. für sein Werk geehrt, sondern auch der Einsatz der CAJ für die Jugendlichen in der Arbeitswelt.