„Mahnmal der gequälten Kreatur“
Pressemitteilung von Prälat Kossen
„Mahnmal der gequälten Kreatur“ habe ich den Kreisverkehr in Hogenbögen umbenannt. Küken-Schreddern, Puten-Qualzucht, die Vergiftung der Böden und des Grundwassers und die Ausbeutung und Abzocke von Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa haben einen inneren Zusammenhang. Gnadenlos werden Mensch, Tier und Umwelt ausgebeutet – zum Profit einiger und zum Schaden aller! Wer aber Menschen verachtet, der geht auch mit den Tieren und der Umwelt schlecht um!
Papst Franziskus sagt: „Die menschliche Umwelt und die natürliche Umwelt verschlechtern sich gemeinsam, und wir werden die Umweltzerstörung nicht sachgemäß angehen können, wenn wir nicht auf Ursachen achten, die mit dem Niedergang auf menschlicher und sozialer Ebene zusammenhängen.“ (Laudato si 48)
Die Ausbeutung von Mensch und Schöpfung ist nicht schicksalhaft und nicht „normal“ oder sogar notwendig. Sie ruiniert vielmehr unsere Heimat. „Billig! Billig! Billig!“ hat einen hohen Preis. Den Preis für die billigen Lebensmittel bezahlen die Landwirte mit ihrer Existenz, die Rumänen und Bulgaren mit ihrer Gesundheit und die Natur mit der Artenvielfalt und dem ökologischen Gleichgewicht. Der Hunger in der Welt hat mit dem verramschten Fleisch hier bei uns zu tun. Existenzen werden dafür vernichtet: Die bäuerliche Landwirtschaft geht zugrunde; Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa werden als Lohnsklaven ausgebeutet, betrogen und gedemütigt, verschlissen und dann aussortiert. Werkverträge und Leiharbeit werden zum Zweck von Lohn- und Sozialdumping hemmungslos missbraucht. „Jeder Mensch ist mehr wert, als alles Gold der Erde!“ (Josef Cardijn) Welchen Wert hat diese Aussage, wenn Menschen unter uns ausgeschlossen werden von der Teilhabe am Leben der Gesellschaft? Wenn sie in Ghettos und verschimmelten Bruchbuden ein Leben am Rande führen müssen als Bürger „zweiter Klasse“ und dafür noch mit Wuchermieten abgezockt werden? Der Status quo ruiniert die Landwirte, missachtet die Menschenwürde der Arbeitsmigranten und zerstört die Umwelt. Menschen werden gehandelt wie rohes Fleisch, behandelt wie Leibeigene und verschlissen wie Gebrauchsgegenstände. Ein Sumpf krimineller Subunternehmer erledigt die Drecksarbeit moderner Sklaverei für „ehrbare Kaufleute“. - Um diesen hohen Preis wird das Fleisch von hier aus in alle Welt verramscht. Durch Lage und Gestaltung ist der Kreisverkehr in Hogenbögen deshalb der geeignete Ort als „Mahnmal der gequälten Kreatur“. Vielleicht kann man dort auch einen Arbeitsmigranten darstellen als „Wegwerfmenschen“ und Austauschteil der Wertschöpfungskette. Es gibt keinerlei Rechtfertigung für die Ausbeutung von Menschen und die Zerstörung der Schöpfung, aber genau das wird hier und anderswo weiter ungebremst praktiziert.
Wir leben nicht nur über unsere Verhältnisse, wir leben auch über die Verhältnisse der andern! Verletzbar an der Seite der verletzten Schöpfung: Da ist unser Platz als Christinnen und Christen. Jetzt ist die Zeit zum Aufstehen und Eingreifen. Es gibt Alternativen zum Verschleiß von Menschen, Tieren und Umwelt! Jetzt ist die Zeit, in der sich etwas verändert, durch Menschen, die etwas verändern!