KAB Diözesanverband Osnabrück
Katholische Arbeitnehmer-Bewegung

KAB Diözesanverband Osnabrück

Sögeler Sozialtag 2019: Wer oder was bestimmt die Arbeitswelt?

Der niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) ging in seinem Impulsreferat unter der Fragestellung „Macht.Was!? Was hält unsere Gesellschaft zusammen?“ vor gut 50 Teilnehmern beim diesjährigen Sögeler Sozialtag der KAB Osnabrück in den Räumlichkeiten von „Arbeit und Weiterbildung (A &W)“, dem Bildungszentrum der KAB Osnabrück und der CAJ Osnabrück auf das Thema ein, welchen Einfluss ethische und christliche Werte im politischen Handeln und in der Arbeitswelt haben. Hilbers erklärte, Macht und Einfluss der Politik reichten nur so weit, wie die Bürger diese mittragen und mit eigenen Wert- und Lebensvorstellungen vereinen könnten. „Eine erfolgreiche Gesellschaft braucht gemeinsame Werte, wie sie in unserem Grundgesetz niedergeschrieben sind. In unserer Demokratie steht der Mensch an erster Stelle“, so der Referent. Da die immer schnellere Entwicklung digitaler Kommunikationsmittel und die Globalisierung einen Machteinfluss auf die Freiheit des Einzelnen ausübt, steht die Demokratie vor großen Herausforderungen. Sehr schnell werde durch die Anonymität auf Onlineplattformen Meinungsmache ohne jegliche Rücksicht auf Menschenrechte, Privatsphäre oder das hohe Gut der Selbstverwirklichung betrieben. Die Politik müsse immer wieder auf die Wichtigkeit zur Einhaltung unserer Grundwerte hinweisen und ihr Handeln danach ausrichten.
„Nur gemeinsam und gemeinschaftlich haben wir die Macht, unsere Werte zu gestalten und zu erhalten. Demokratie lebt vom Mitmachen, nicht vom Zuschauen“, so der Politiker weiter. Hierfür bildet die soziale Marktwirtschaft einen wesentlichen Bestandteil der Gesellschaft. „Die soziale Marktwirtschaft schafft einen Interessenausgleich und sorgt für Wachstum und Wohlstand.“ Hierfür sei das A & W-Weiterbildungszentrum ein gelungenes Beispiel.
Zurzeit herrsche aber ein gewisser Zukunftspessimismus. Der ökonomische Erfolg verleihe bei vielen Menschen kein Selbstbewusstsein, sondern scheine eher Abstiegs- und Verlustängste hervorzurufen. „Wir müssen neue Strukturen schaffen und die soziale Marktwirtschaft weiterentwickeln. Ich glaube, dass Politik Impulse setzen und Einfluss auf die Gesellschaft nehmen kann, allerdings liegt die Macht der Beeinflussung bei jedem Einzelnen“, sagte Hilbers zum Ende seines Vortrags.
Im Anschluss daran diskutierten die Teilnehmer die Aussagen des Referates in zwei Workshops. Mechthild Weßling, Projektleiterin des Wirtschaftsverbandes Emsland e.V., und der Studienleiter des Ludwig-Windthorst-Hauses (LWH) gingen unter dem Schwerpunkt Macht.Arbeit?! auf die Frage ein, wie christliche Sozialethik und nachhaltige Wirtschaftsförderung in Einklang zu bringen sind. Als Schlagworte für eine Übereinstimmung der verschiedenen Interessen wurden von den Workshopteilnehmern u.a. genannt: Fairness, Vertrauen, Nachhaltigkeit, Transparenz, Respekt Weitsicht oder Gerechtigkeit. Zusammenfassend waren sich alle einig, dass Unternehmen nur erfolgreich sein könnten, wenn die Ziele sowohl der Mitarbeiter als auch der Unternehmerseite berücksichtigt würden.
Ein zweiter Arbeitskreis unter Anleitung von Sozialpfarrer Peter Kossen und Petra Tiesmeyer, Geschäftsführerin des DGB, Region Osnabrück – Emsland/Grafschaft Bentheim, ging auf die Frage Macht.Gewissen – Wo bleibt der Mensch in der Arbeitswelt? ein. Kossen erläuterte mit zahlreichen Beispielen, wo und wie die „Rechte von Arbeitnehmern aus rein wirtschaftlichen Interessen auf der Strecke bleiben und die Menschlichkeit – im wahrsten Sinne – mit Füßen getreten wird.“ Und das nicht nur in der Fleischindustrie sondern auch zunehmend in anderen Wirtschaftsbereichen. Tiesmeyer nannte als eines von mehreren Beispielen den „Dieselskandal bei VW“, wo aus Profitgründen die Gesundheit von Menschen bewusst gefährdet worden sei. Um diesen Missständen entgegenzuwirken, müssten die Menschen sich ihrer Macht als Verbraucher bewusst sein, dementsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen und immer wieder – „an allen möglichen und unmöglichen Stellen“ – darauf hinweisen.

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