Karwoche und das Osterfest 2020
Für viele Christen werden die Karwoche und das Osterfest 2020 sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Wir oft habe ich in diesen Tagen gehört: „So was haben wir noch nicht erlebt.“ Keine Gottesdienste, das hat es seit dem Krieg nicht mehr gegeben. Davon werden unsere Kinder noch ihren Kindern erzählen.
Eine besondere Situation, die uns alle vor besondere Herausforderungen stellt. Viele Arbeitnehmer*innen sind in Kurzarbeit, für die Betreuung der Kinder zu Hause oder vielleicht auch erkrankt. Wie lange halten wir das aus?
Was passiert in den Familien, wo sich Eltern, Kindern oder Familienangehörige gegenseitig „auf den Wecker“ fallen. Wo jedes Spiel gespielt ist, wo Playstation, Netflix & Co keinen Reiz mehr hat?
Ganz ehrlich: Ich kann darauf keine Antwort geben. Wir müssen uns in diese neue Art des „Zusammenlebens“ (!) hineinfinden, ausprobieren und viel Rücksicht gegenseitig üben.
Zwischen all den Statistiken, Fallzahlen, Hochrechnungen und neuen Szenarien sind immer wieder kleine Hoffnungszeichen zu sehen und zu hören. Junge Menschen gehen für ältere Menschen einkaufen, vor Alten- und Pflegeheimen wird musiziert, es wird geklatscht, Kerzen entzündet und es wird öffentlich gebetet.
Besonders in den sozialen Netzwerken erlebe ich in den vergangen Tagen eine Vielzahl von Bemühungen, das Glaubensleben der Menschen zu betreuen. Es gab noch nie so viele Angebote einen Gottesdienst auf dem PC, Smartphone oder Tablett mit zu verfolgen. Was wären wir heute ohne diese Digitalisierung?
Sicherlich ist ein Karfreitag ohne die gemeinsame Liturgie in der Kirche ungewöhnlich. Auch mir fällt es an diesem Tag schwer, den „stillen Freitag“ zu leben. Trotzdem ist es tröstlich, wie viele Gemeinden verschiedene Angebote für den Gottesdienst, zur Besinnung und zum Innehalten vorbereitet haben. Die Kirchengemeinden mit den Pastoralteams entdecken Gemeindeleben gerade neu und anders. Durch die neuen Medien erreichen wir Menschen, die sonst am Wochenende kaum in den Gottesdiensten zu sehen sind. Somit bietet die Krise auch eine Chance und neue Hoffnung.
Mit dem Karfreitag, dem Leiden und Sterben von Jesu Christi scheint der Tod gesiegt zu haben, aber wir Christen wissen, an Ostern erfüllt sich all das, was Jesus Christus uns versprochen hat. Diese Hoffnung, drei Tage bangen, Tage des Ungewissen, durchleben wir vielleicht auch gerade.
Uns bleibt die Hoffnung auf Ostern, das wir aus dieser Krise kommen und wieder strahlen, wie das Licht der Osterkerze, die in unsere Dunkelheit neues Licht bringt.
Vergessen wir aber dabei nicht, was uns diese Krise gezeigt hat: Wie wichtig unser Pflege- und Gesundheitssystem ist, mit all den Menschen, die dort tätig sind. Wie wichtig plötzlich die Menschen im Einzelhandel sind. Wie schnell Arbeitsplätze in Gefahr sind, weil Wirtschaftlichkeit immer im Vordergrund steht. Wo wir überlegen ob es wichtiger ist, die Wirtschaft zu retten oder Menschenleben.
Die Jünger hatten sich nach dem Kreuzestod versteckt, sozusagen selbst in Quarantäne begeben. Am Ostermorgen waren die Frauen, die Mutigen, die sich auf den Weg zum Grab machen. Dort wurde ihnen die frohe Botschaft verkündet: Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat (Mt, 28,6). Dann eilten sie voll Furcht und Freude zu seinen Jüngern (Mt.28,8b).
Mit dem Osterfest ist aber nicht alles vergessen was vorher war. So wird die s.g. Corona-Krise noch lange nachwirken. Wir als KAB haben den Auftrag übernommen, Stimme zu sein für die Arbeitnehmer*innen. Daher bitte ich alle Mitglieder und Fürsprecher der KAB nach der Krise anzupacken und den Menschen mit Rat, Tat und Stimme beizustehen.
Ihnen und Euch ein frohes, besinnliches und hoffentlich gesundes
“anderes Ostern“.
Diakon Christian Eilers
KAB Diözesanpräses