„Wir sind zu harmlos und zu still geworden!“ Demokratie stärken! Was wichtig ist zu sagen
Das war der Titel eines Referates beim KAB Bezirkstag Osnabrück am 16.09.2023 von Gerrit Schulte. Ursprünglich sollte er über „Das Wertvolle, die Würde des Menschen“ im Rahmen des Jahresthemas: „Wertvoll arbeiten – würdevoll statt prekär“ sprechen, aber aktuelle Ereignisse führten zu einer Fokussierung auf ein anderes Thema.
Daher nahm sich Gerrit Schulte die Freiheit, den gesellschafts-politischen Horizont des Themas über die Welt der Arbeit hinaus auszuweiten.
Folgende Schlaglichter wurden benannt und haben Teile des Plenums auf dem Bezirkstag anhaltend irritiert. Mehr dazu am Ende des Artikels.
Wir erleben derzeit eine welt-weite Erosion der Demokratien und des damit verbundenen Rechtsstaates. Weltweit droht der Zerfall der Vertrauensbasis in demokratisch-parlamentarisches-staatliches Handeln. Die Zahl der Demokratien weltweit schwindet. Der Schutz der Würde des Menschen in dieser Zeit fordert heraus– und damit auch die Kirchen und die kirchlichen Verbände. Der Anstieg und Siegeszug des Rechtsextremismus muss uns alle herausfordern. Die AfD ist mittlerweile die zweitstärkste Kraft in Deutschland, in Landesteilen wie Thüringen und Sachsen ist sie auf bestem Wege bei den Landtagswahlen im kommen-den Jahr als Sieger hervorzugehen. In Hessen ist sie zweit-stärkste Kraft geworden, in Bayern nur knapp auf Platz 3 gelandet.
Der Tagesspiegel berichtete am 27.06.2023:
Als zentrales Ziel seiner Partei der AfD fordert Björn Höcke eine Säuberung Deutschlands von "kulturfremden" Menschen. Darunter versteht er, in aller Pauschalität u.a. Asiaten und Afrikaner. Höcke schreibt: "Neben dem Schutz unserer nationalen und europäischen Außengrenzen wird ein groß angelegtes Remigrationsprojekt notwendig sein." Er will also Millionen Bürger aus dem Land verbannen. Seine Regierung sei lediglich und allein der autochthonen, übersetzt also der ethnisch-deutschen Bevölkerung verpflichtet. Er denke an einen „Adlerlass“. Diejenigen Deutschen, die seinen Zielen nicht zustimmen, würden aus seinem Deutschland ausgeschlossen. Mit starkem Besen sollte eine „feste Hand“, ein „Zuchtmeister“ den Saustall ausmisten …
Laut AfD- Frau Alice Weidel werden zwischen der AfD und der Union informelle Gespräche geführt. Die CDU sei ein denk-barer Koalitionspartner für die nächste Bundestagswahl.
Matthias Drobinsky, Journalist, Chefredakteur von Publik Fo-rum, fasst die Kerngedanken der vorangegangenen Ausführungen zusammen. Er schreibt:
„Es ist ein zutiefst antichristliches Programm, das die AfD vertritt. Sie setzt den Eigen- und Gruppennutzen über die personale Würde des Menschen. Und wer die AfD wählt, kann sich nicht mehr damit herausreden, dass er doch nur protestieren wolle. Die Partei sagt in aller Offenheit, was sie will – und wer sie wählt, stimmt dem zu. Gerade jetzt, wo die AfD erfolgreich ist, müssen die Kirchen konsequent entgegnen. Gerade jetzt brauchen jene Menschen Unterstützung und Ermutigung, die dies schon lange tun. Und erst recht jene, die zu Recht fürchten müssen, in einem AfD-Land ihrer Rechte beraubt zu werden: Menschen, die geflüchtet sind oder migriert, nichtbinär, mit dunkler Haut- und Haarfarbe, Arme, allen, denen eine Normabweichung unter-stellt werden kann. Es wäre eine wichtige Aufgabe für die Kirchen – und eine schwierige. Es gibt auch in den Gemeinden Menschen, die mit der AfD sympathisieren. Aber genau da muss die Auseinandersetzung beginnen, fair, aber mit der nötigen Klarheit. Wer ein Wahlamt für die AfD übernimmt, kann nicht zugleich eins für die Kirche übernehmen.“
Die hier stark gekürzten Ausführungen des Referates von Gerrit Schulte haben zwei KABlerinnen nicht gut schlafen lassen und sie dazu veranlasst, sich Gedanken zu machen, die wir gerne vorstellen.
Gedanken von Hanna Lüchtefeld und Monika Ralle:
Was würde Nikolaus Groß (Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus und KABler) dazu sagen, dass es in Deutschland wieder eine Partei gibt auf deren Fahnen steht: „Es gibt unwertes Leben!“ - „Menschen ausgrenzen wegen ihrer Hautfarbe“- „Menschen nicht in unserem Land haben wollen, die vor Krieg und Terror geflohen sind“
Was würden all die Menschen sagen, die in der dunkelsten Zeit unseres Landes gegen die Nazis gekämpft haben?
Was würden alle die Menschen sagen, die in den Konzentrationslagern wegen ihres anders seins um-gebracht wurden?
Was würden uns die vielen Frauen und Mütter sagen deren Männer und Söhne in den Krieg ziehen mussten, ob sie wollten oder nicht?
Was würden uns die Männer und Frauen sagen, die nach dem dritten Reich das Grundgesetz geschaffen haben?
Artikel 1 Absatz (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Artikel 3 Absatz (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.
Artikel 21 Absatz (2) Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig.
Dass es in Deutschland wieder eine Partei gibt, die all diese Werte unseres Grundgesetzes und unseres Lebens außer Kraft setzen möchte, sollte uns alle, die wir doch sicher in einer Demokratie leben möchten, in großem Maße beunruhigen und wir sollten alle mit vereinten Kräften dafür eintreten, dass diese Partei keinen größeren Einfluss bekommt.
Der Kampf für würdevolle Arbeit gelingt nur gut in einer Demokratie, in der Regeln herrschen, an die sich die Akteure halten. Das wird zunehmend schwerer. Die KAB kann nur auf demokratischem Wege versuchen, Missstände anzusprechen und zu ändern und das macht sie gut. Allerdings ist diese Freiheit gefährdet und deswegen müssen wir dar-über sprechen und handeln!!!
Man kann nur sagen: Wehret den Anfängen!
Ein guter Arbeitsansatz.
In diesem Sinne:
Gott segne die christliche Arbeit!